Motorbootsport am Bodensee: IWGB stellt Studie klar und fordert faire Bewertung des Wassersports

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Die Internationale Wassersportgemeinschaft Bodensee (IWGB) kritisiert die SuBoLakes-Studie zu ökologischen Belastungen durch Sport- und Fahrgastschifffahrt sowie die einseitige Medienberichterstattung

Die Internationale Wassersport Gemeinschaft Bodensee e.V. (IWGB), ein grenzüberschreitender Zusammenschluss zahlreicher Verbände und Institutionen aus den Bodensee-Anrainerstaaten, der auch die Interessen des LVM-BW und des DMYV am Bodensee vertritt, kritisiert die derzeit in der Öffentlichkeit diskutierten Ergebnisse der sogenannten SuBoLakes-Studie (Sustainable Boating on Lakes in Germany), die von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt gefördert wurde.

Die Studie kommt zu dem Schluss, dass motorisierter Wassersport und Fahrgastschifffahrt einen erheblichen negativen Einfluss auf die Ökologie der Gewässer – insbesondere auch des Bodensees – haben und fordert weitreichende regulative Eingriffe.

Undifferenzierte Bewertung der Ergebnisse

In einer Stellungnahme vom 12. August kritisiert die IWGB unter anderem eine undifferenzierte Bewertung und Verallgemeinerung der Studienergebnisse, die sachlich unzulässige Übertragung von Ergebnissen aus Kleingewässern auf den Bodensee sowie das Verschweigen der Tatsache, dass viele der geforderten Maßnahmen am Bodensee bereits seit Jahrzehnten umgesetzt werden und nachweislich Wirkung zeigen.

In der Studie, an der auch Wissenschaftler der Universität Konstanz beteiligt waren, wurden Gewässer sehr unterschiedlicher Charakteristik untersucht: der Bodensee als drittgrößter europäischer See, zwei oberbayerische Seen sowie zahlreiche kleinere Gewässer und Kanäle in Brandenburg. Aus Sicht der IWGB liegt es auf der Hand, dass die Ergebnisse differenziert betrachtet werden müssen. So unterscheidet sich die Wellenbildung auf einem kleinen Gewässer grundlegend von den Einflüssen auf dem Bodensee, allein schon, weil dort größere Schiffe verkehren. In der Studie selbst wird die Bedeutung der charakteristischen Schifffahrt einschließlich Fahrgastschiffen und Fähren auf dem Bodensee auch entsprechend gewürdigt.

Verallgemeinernde Fokussierung auf den motorisierten Wassersport

Kritik übt die IWGB insbesondere daran, dass die Marketingabteilung der Universität Konstanz in ihrer Pressemitteilung vom 1. Juli 2025 die breit angelegte Studie – nach Einschätzung der IWGB „in marktschreierischer Manier“ – auf die „Freizeitschifffahrt auf deutschen Seen“ verengt und in der Überschrift ausschließlich den „motorisierten Wassersport“ hervorhebt. Dies sei eine unzulässige Verzerrung.

„Die Ergebnisse von Kleinstgewässern zu verallgemeinern und auf den Bodensee zu übertragen, ist nicht hilfreich. Viele der in der Pressemitteilung genannten Forderungen sind am Bodensee längst umgesetzt, werden aber weder dort noch in den darauf basierenden Medienberichten erwähnt. Der Bodensee hat in vielen Umweltbelangen europaweit Vorbildcharakter – diese Perspektive gilt es richtigzustellen“, so die IWGB.

Die Studie selbst differenziert durchaus: „Am Bodensee spielt die Wellenbelastung durch intensive Fahrgastschifffahrt eine besondere Rolle“, heißt es etwa auf Seite 81. Dort wird auch festgestellt, dass die Wellen von Fahrgastschiffen deutlich größere Amplituden und Wellenlängen aufweisen als die von Sportbooten. Zudem zeigt die zugehörige Abbildung, dass die Routen der Fahrgastschiffe nahezu das gesamte Ufer betreffen. In der Zusammenfassung des Kapitels wird ausgeführt, dass am Bodensee die Belastung durch Fahrgastschiffe an vielen Uferabschnitten größer ist als die durch Sportboote.

Unseriöse Berichterstattung in den Medien

In den Medien finden diese differenzierten Aussagen jedoch kaum Beachtung. Stattdessen wird die einseitige Darstellung der Pressemitteilung vielfach zugespitzt. Schlagzeilen wie „Zu viele Boote am Bodensee“, „Motorboote schaden Tieren und Pflanzen im Uferbereich“ oder „Freizeitschifffahrt belastet deutsche Seen erheblich“ dominieren die Berichterstattung. Nach Ansicht der IWGB folgt dies dem bekannten Muster „Only bad news are good news“ – mit dem Ergebnis, dass Bootsfahrer in der öffentlichen Wahrnehmung zum Feindbild werden.

Natürliche Einflüsse überwiegen teilweise

Ein Blick in die Studie selbst zeigt jedoch, dass natürliche Einflüsse am Bodensee eine weit größere Rolle spielen können. So heißt es dort: „Die maximalen Wellenhöhen der Windwellen sind mit 0,54 m und 0,59 m mehr als doppelt so groß wie die der Schiffswellen“ (Seite 77). Während Schiffe nur kurzzeitig Wellen erzeugen, wirken Starkwindereignisse über einen langen Zeitraum auf das Ufer ein. In Verbindung mit der kurzen Saison der meisten Sportbootfahrer relativiert dies den tatsächlichen Einfluss zusätzlich.

Bootsdichte pro Quadratkilometer: IWGB widerspricht

Die IWGB widerspricht auch den in der Studie genannten Berechnungen zur Bootsdichte von 112 Booten pro Quadratkilometer. Bei einer Seefläche von 536 km² entspräche das rund 60.000 Booten – eine Zahl, die zwar der Gesamtzahl zugelassener Wasserfahrzeuge entspricht, in der Statistik jedoch auch Ruderboote ab 2,5 Metern Länge umfasst. Viele Boote werden zudem nur kurzzeitig zugelassen, erscheinen aber für drei Jahre in der Statistik und verzerren so die Berechnungen.

Weitere Informationen zu den Liegeplatzzahlen verweist die IWGB auf die Website: www.gewerbe-am-see.ch.

Bootsgeschwindigkeit und Wellenbildung

Die weit verbreitete Behauptung, Boote würden mit zunehmender Geschwindigkeit zwangsläufig größere Wellen erzeugen, wird von der IWGB als zu pauschal zurückgewiesen. Dies treffe nur auf Verdränger zu. Viele Gleiter hingegen verursachen in Gleitfahrt nachweislich kleinere und schneller auslaufende Wellen als in langsamer Verdrängerfahrt.

Fazit der IWGB

Viele der in der Studie vorgeschlagenen Maßnahmen sind am Bodensee bereits seit Langem Realität:

  • Mindestabstand zum Ufer von 300 Metern für motorisierte Boote
  • maximale Geschwindigkeit von 40 km/h auf dem freien See
  • Fahrt zum Liegeplatz nur senkrecht zum Ufer mit höchstens 10 km/h
  • Registrierungspflicht für Boote über 2,5 Meter Länge
  • strikte Limitierung der Liegeplätze seit Jahrzehnten

Um wichtige Regeln im Bewusstsein zu halten, haben IWGB, der Internationale Motorbootverband und der Bodensee-Segler-Verband gemeinsam mit Vertretern der Wassersportbranche das Faltblatt „Seemannschaft und Rücksichtnahme“ herausgegeben, das vielerorts an Bootseigner verteilt wird.

Nicht erwähnt werden in der Studie der Erholungswert des Bootssports oder die intensive Jugendarbeit in den Vereinen, die jungen Menschen neben Sportarten auch Werte wie Verantwortung, Naturbewusstsein, Teamgeist und Fairplay vermitteln.

Die IWGB appelliert daher in ihrer Stellungnahme für ein rücksichtsvolles Miteinander und betont, dass gerade den Wassersportlern der Schutz und Erhalt der Natur am Herzen liegt.

https://iwgb.net/


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