Rückschau World Games: Quo vadis Motosurf?

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Ein Interview mit mit dem Vorsitzenden des MotoSurf-Clubs Germany und Bundestrainer Fabian Kusche
Motosurfen ist im internationalen Spitzensport angekommen und Deutschland ist zumindest mit dabei - hier Jennifer Beckmann aus Hamburg bei den World Games in Chengdu (Foto: © International Powerboating Federation /Lukas Gryc @lukasgrycphoto)

Auch wenn die selbst gesteckten sportlichen Ziele nicht erreicht werden konnten – die Teilnahme des Motosurf-Teams an den World Games 2025 in Chengdu /China wird als Erfolg gewertet und dient der Standortbestimmung. Welche Konsequenzen jetzt auch im Hinblick auf die World Games 2029 in Karlsruhe gezogen werden sollten, darüber sprachen wir mit dem Vorsitzenden des MotoSurf Clubs Germany, Fabian Kusche, der das deutsche Team in Chengdu als Bundestrainer begleitete.

DMYV: Moin Fabian, sportlich lief es nicht nach Plan. Dennoch hattet ihr den Eindruck, die Teilnahme in Chengdu als Gewinn zu sehen. Was nehmt ihr mit Blick auf die Zukunft und die World Games 2029 in Karlsruhe mit?
Fabian Kusche: Die World Games in Chengdu waren eine beeindruckende Veranstaltung und haben gezeigt, welche Wertschätzung MotoSurf inzwischen auch durch das IOC erfährt. Das ist eine hervorragende Vorlage für die Spiele 2029 in Karlsruhe. Besonders wichtig finde ich den technologieoffenen Ansatz – durch den Einsatz von E-Fuels ist MotoSurf die erste CO₂-neutrale Motorsportart mit Verbrennungsmotoren. In Deutschland haben wir damit die Chance, den Sport ins öffentliche Bewusstsein zu rücken: Die Rennen sind spektakulär, nah am Zuschauer und lassen sich spannend medial begleiten. Klar ist aber auch: Wir müssen massiv in die Nachwuchsarbeit investieren. Ohne das geht es nicht.

Gab es Feedback auch von außerhalb der Szene?
Ja, sehr viel positives Feedback – sowohl vom DOSB als auch von Institutionen wie der Sportstiftung NRW. Außerdem war der Austausch im Athletendorf mit Sportlern aus anderen Disziplinen sehr bereichernd. Leider waren die Austragungsorte in Chengdu recht weitläufig verteilt, was die Sichtbarkeit vor Ort etwas erschwert hat.

Welche großen Aufgaben siehst du aus sportlicher Sicht auf euch zukommen?
Ganz klar: Nachwuchs, Nachwuchs, Nachwuchs. Wir müssen die Einstiegshürden senken, insbesondere die finanziellen, und wir brauchen endlich Trainingsmöglichkeiten in Deutschland. Momentan haben wir da nichts. Dazu kommt die Ausbildung von Trainern und die Einrichtung einer festen Sportdirektoren-Stelle für MotoSurf.

Wie können MotoSurf-Club Germany und der Deutsche Motoryachtverband helfen?
Indem sie Öffentlichkeitsarbeit und Jugendarbeit weiter vorantreiben und den Menschen zeigen, was MotoSurf eigentlich ist. Wir können uns da viel von unseren Nachbarn in Tschechien abschauen, wo es Trainingszentren und klare Förderstrukturen gibt.

Fabian Kusche, Vorsitzender des MSCG und Bundestrainer bei den World Games in Chengdu setzt auf aktive Förderung des Nachwuchses, um den Motosurf-Sport in Deutschland weiter zu etablieren. (Foto: Team Deutschland/ DOSB)

Was braucht es, um eine nachhaltige Nachwuchsförderung in Deutschland aufzubauen?
Zuerst einmal geeignete Trainingsflächen – ohne die geht es nicht. Außerdem müssen Strukturen für Förderung und Ausbildung entstehen, damit junge Athleten einen echten Zugang bekommen.

Die Tschechen und Slowaken dominieren derzeit. Können wir von ihnen lernen?
Auf jeden Fall. Dort beginnt die Förderung sehr früh, es gibt mehrere Trainingsstützpunkte und eine enge Zusammenarbeit mit Industrie und Sponsoren. Wichtig ist auch die unverkrampfte Haltung gegenüber Motorsport: MotoSurf ist CO₂-neutral, das sollte man in Deutschland stärker herausstellen.

Gibt es Pläne für MotoSurf-Events in Deutschland?
Ja, im Hinblick auf die World Games 2029 wollen wir wieder Weltmeisterschaftsläufe nach Deutschland holen. Außerdem müssen wir stärker ins Networking gehen – in Richtung Medien, Sponsoren und PR – und MotoSurf in Veranstaltungen mit großem Publikumsverkehr einbetten.

Und sportlich – was kommt als Nächstes?
Unsere aktuellen Fahrer sind im Vergleich zu den internationalen Gegnern relativ alt, da sind physische Grenzen gesetzt. Wir sehen aber Potenzial in der Masters-Klasse. Gleichzeitig haben wir erste Nachwuchsfahrer in den Startlöchern. Mit gezieltem Verbrenner-Training können wir uns auch international im Mittelfeld behaupten – und vielleicht bald darüber hinaus.

www.motosurfclubgermany.de

Das Motosurf Team als Teil des Team Deutschland bei den World Games in Chengdu: (v.li) DMYV-Motosurf-Beauftragter Burkhard Meyer zu Allendorf mit den Motosurfern Jennifer Beckmann und Sebastian Lux und Trainer Fabian Kusche.

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